Dominanz und Rangordnung

Die Wörter Dominanz und Rangordnung müssen heutzutage für alle Mensch-Hund Probleme herhalten. Sobald Gehorsamsprobleme auftauchen, hört man oft Sätze wie: „Du hast ein Dominanzproblem“ oder „Dein Hund ist der Ranghöhere“.

 

Begriffserklärung DOMINANZ:

Dominanz kommt aus dem lateinischem und wird abgeleitet von:

dominari = überlegen sein

Dominus = Herr, z.B.: Herr des Hauses

Domina = Herrin, z.B.: Herrin des Hauses

und bedeutet ursprünglich, dass derjenige das SAGEN im Haus hat. Oft ist es auch derjenige der ÜBERLEGEN ist. Heute wird dieses Wort meistens als Beherrschen verstanden und häufig in der Hundeerziehung als Unterdrückung ausgeübt. In der Verhaltensforschung bedeutet es lediglich eine Interaktion* zwischen Individuen und das im jetzigen Moment.

 

Begriffserklärung RANGORDNUNG:

Rangordnung ist in der Verhaltensbiologie eine Hierarchie, die bestimmte Rechte und Pflichten innerhalb einer Gruppe regelt. Der Begriff Rangordnung wird meist gleichbedeutend mit der anschaulichen Bezeichnung Hackordnung verwendet, die ursprünglich bei Hennen untersucht wurde.

 

Was bedeutet dies bei der Hundehaltung und –erziehung?

 

Wenn wir Dominanz mit überlegen sein übersetzen, bedeutet dies: Wir sind uns immer sicher mit unserem Tun und Handeln und begleiten den Hund mit unserm Wissen durch das Leben. Wir können Gefahren erkennen und unsern Hund davor bewahren (z.B. im Straßenverkehr) und geben ihm Fürsorge (Futter und Streicheleinheiten) und Geborgenheit (einen Ruheplatz und Wärme).

 

Wenn wir Dominanz in Verbindung mit Herr und Herrin bringen, sind wir verantwortlich für die Regeln (das setzen von Grenzen) in unserem Haus und bei Spaziergängen.

Setzen von Grenzen: Jeder Hundehalter entscheidet für sich, was er seinem Hund erlaubt und was nicht. Darf der Hund auf das Sofa, wo ist sein Liegeplatz, darf er am Tisch betteln, usw..

 

Wenn wir der Ranghöhere sein möchten, haben wir Privilegien die unser Hund nicht hat.

Privilegien = Zugang zu Ressourcen kontrollieren:

 

WIR entscheiden über "Raum und Zeit" (Raum = Individualdistanz/Nähe, Zeit = Wann)  = Wann wir Kontakt/Nähe suchen/wünschen

Beispiele:

- wann gespielt wird oder nicht, und wann das Spiel beendet wird.

- wann gestreichelt wird oder nicht und wie lange

- wann Fütterungszeit ist oder nicht

- wann wir Gassi gehen und wie lange. Ganz wichtig ist hierbei: In welche Richtung mit welcher Geschwindigkeit – nicht vom Hund in die ihm  gewünschte Richtung ziehen lassen.

 

Die Schlüssel zur Rudelführerschaft sind:

- abloute Souveränität

- das Einleiten von Aktivitäten

- positive Bestätigung für richtiges Verhalten

- positive Bestätigung bleibt aus für unerwünschtes Verhalten

- absolut klare Regeln

- Konsequenz

 

Missverständnisse der Dominanztheorie:

 

Meistens bereitet die Dominanztheorie mehr Probleme als letztendlich Probleme damit gelöst werden, da „Überlegen sein“ bei der Hundeausbildung vorwiegend als physische Gewalt interpretiert wird und nicht als psychische Überlegenheit.

 

Dementsprechend lässt die Dominanztheorie Menschen aggressiv gegen ihre Hunde kämpfen um die Position des „Alphas“ oder des „Rudelführers“ zu erreichen. In Wirklichkeit erreicht man beim Hund nicht die gewünschte natürliche Einreihung in einen niedrigeren Rang, sondern nur Meideverhalten aus Angst vor Strafe und Misstrauen. Die Mensch-Hund-Beziehung ist durch fehlende Sicherheit und Unberechenbarkeit des Menschen zerstört, und dann beginnen meistens die richtigen Probleme.

 

Außerdem werden fälschlicherweise natürlichen Verhaltensweisen als „Rangstreben“ dargestellt, um der Dominanztheorie gerecht zu werden. Leider wird der Hund dann oft genug bestraft um mal wieder für das eigene Ego „Dominanz“ zu zeigen. Die Überreaktion des aggressiven Verhaltens vom Mensch wird vom Hund nur als Schwäche und Unsicherheit gedeutet. Wer schreit hat verloren, denn souveräne Führungspersonen haben Gefühlsausbrüche gar nicht nötig.

 

Die meisten unserer Haushunde möchten gar nicht den höchsten Rang haben, sondern jemanden, der ihnen zur Seite steht, den sie respektieren und der die Führung und Kontrolle übernimmt und für gute Überlebenschancen sorgt.

 

Heutzutage sind viele Hunde durch Überforderung im Stress, da sie keine Führungsperson an ihrer Seite haben, sondern nur Menschen die ihren Hund vertüddeln und keine souveräne Führungsposition für den Hund darstellen. Denn der Hund ist heutzutage Partner und Familienmitglied und eher Ersatz für Sozialkontakte. Artgerechte Hundehaltung fehlt.

 

Die verhaltensauffälligen Hunde nehmen immer mehr zu! Die Tierheime werden immer voller mit Hunden und Beißvorfällen und schwer vermittelbaren Hunden.

 

 

Kontakt:

 

Petra Gunther

 

Tel.:   0751 45 33 5
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