Erziehen, betüdeln, lieben, respektieren


Bisher basierte die Erziehung unserer Haushunde auf den Beobachtungen von Gehegewölfen die vom Menschen in Gruppen zusammengesetzt worden sind. Hier gibt es eine stark strukturierte Rangordnung, die auch durch körperliche Stärke, Aggression und teilweise mit Verletzungen verteidigt wird. Der Stärkere hat den höchsten Rang. Mit anderen Worten: Jeder im Rudel will nach oben kommen - und wer etwas sein will, muss den anderen stets seine Vormachtstellung und Dominanz demonstrieren. Das zumindest ist - vereinfachend gesagt - die Vorstellung, die wir Menschen bislang von den Geschehnissen im Wolfsrudel hatten, und die wir entsprechend auf unsere Hunde als "Erben der Wölfe" im Zusammenleben mit uns übertragen haben.

Das die Gehegewölfe viel aggessiver sind, liegt einerseits daran, dass sie einfach "zusammengemischt" wurden und das Rudel nicht aus Eltern und Nachkommen entstand, und auch weil sie nicht ausgelastet sind. Sie haben im Gehege zu wenig Platz und keine natürlichen Lebensbedingungen, denn eine Jagd von nächtlich bis zu 100 km ist hier nicht möglich.

Studien bei frei lebenden Wölfen in den 90er Jahren brachten neue Erkenntnisse.

Ein Wolfsrudel besteht aus Familienverbänden, den Wolfseltern und ihrem Nachwuchs in verschiedenen Altersstufen. Auch bei den frei lebenden Wölfen existiert ebenfalls eine Rangordnung. Aber jedes Wolfsmitglied ordnet sich durch aggressionsfreie Erziehungsmaßnahmen „freiwillig“ in seine Position ein. Echte Kämpfe inerhalb eines Rudels sind tabu. Denn nur ohne Verletzungen anderer Rudelmitglieder ist ein „Überleben“ des Rudels gesichert. Die frei lebenden Wölfe vermeiden Konfliktsituationen und körperliche Auseinandersetzungen. Die Rudelführer sind meist die Eltern mit den meisten Erfahrungen und nicht der Größte und Stärkste im Rudel. Diese ranghohen Tiere sind vor allem absolut souveräne, sozial kompetente und fürsorgliche Familienoberhäupter, die für den Schutz und das Wohlergehen des Rudels sorgen. In einem Rudel geht es recht sozial zu. Ranghoch zu sein, hat also in erster Linie etwas damit zu tun, sich um das Wohlergehen der Rudelmitglieder zu kümmern. 

 

Wir wissen alle, dass ein Hund kein Wolf ist, auch wenn die genetische Übereinstimmung bei ca. 98% liegt. Allerdings haben unsere Haushunde noch viel vom Sozialverhalten eines frei lebenden Wolfes, obwohl der Kommunikationsausdruck nur noch reduziert vorhanden ist.

Wenn wir eine gute Basis zu unserem Hund schaffen möchten, sollten wir uns an einige Spielregeln in einem frei lebendem Wolfsrudel halten. Wir müssen Vertrauen aufbauen, damit uns unser Hund respektiert und als Leitfigur akzeptiert. Dazu müssen wir die Sprache des Hundes lernen, damit wir ihn verstehen und umgekehrt müssen wir uns ementsprechend ausdrücken, dass uns der Hund versteht.

Das klare setzen von Grenzen und eine positive Bestätigung sind unumgänglich. Aber ständig Macht zu demonstrieren und Unterordnung zu fordern hat eine souveräne Leitfigur nicht nötig. Wenn der Hund den Hundeführer akzepiert und respektiert wird er sich freiwillig in sein Menschenrudel einordnen und sich seinem Menschen anschließen, ihn lieben und auch respektieren.

 

Wenn wir unseren Hund nur "betüdeln" wird er uns lieben, aber nicht respektieren. Der tägliche Umgang mit unserem Hund wird darunter leiden. Probleme sind meist vorprogrammiert.


Eine souveräne Leitfigur (=Mensch) ist verwantwortlich für die Sicherheit und das Wohlbefinden des Hundes, übernimmt die Kontrolle in fast allen Situationen und nimmt somit die Verantwortung dem Hund ab!!!

 

Mit Federn, Haut und Haar: Quälbehütet: Arme Hunde


von KURT KOTRSCHAL

Die kleinen Prinzen gibt es nicht nur in China, sondern auch bei uns, diese durch übergroße Liebe gequälten, überbehüteten, und

-versorgten, daher sozial unterbelichteten und fettleibigen Einzelkinder. Zunehmend gibt sie aber hierzulande auch in Hundegestalt.

Immer mehr wohlmeinende Hundefreunde werden durch maßlose Übertreibung zu Hundequälern wider Willen. Erst unlängst drückte ein in Sachen Hunde führender heimischer Journalist seine Besorgnis in folgender Liste der Einstellungen des modernen Hundebesitzers aus: hat Mischlingshund(e) aus dem Tierheim (Rassehunde sind bekanntlich alle krank); Welpen/Junghunde werden bis zum Alter von mindestens einem Jahr über Stufen getragen; verwendet nur Brustgeschirr, möglichst mit Gel-Pads gegen Scheuern; kein Hundesport, das ist Zwang; kein Mitlaufen beim Joggen, das überfordert; hat immer Wasser dabei, denn wenn der Flocki nicht alle drei Minuten etwas bekommt, fällt er tot um; weist den Hund nie zurecht, denn das provoziert Frust und Aggression; glaubt, dass alle Hunde immer miteinander spielen müssen.


Noch nicht genug: Wenn Hund (aus Unterbeschäftigung oder wegen Überforderung durch permanentes Knuddeln) verhaltensauffällig wird, gibt's Bachblüten; nutzen diese nichts, geht man/frau zu fünf verschiedenen „Hundeflüsterern“, bis einer genau das sagt, was man selber hören will. Und so weiter und so fort.


Dieses liebesmotivierte Hundequälsyndrom breitet sich aus. In den heimischen Internethundeforen vertritt mindestens die Hälfte der Nutzer – bzw. Nutzerinnen, über 90 Prozent sind weiblich und unter 20 – solche aus der Sicht einer hundegerechten Haltung abwegigen Meinungen. Dazu passt, dass etwa 80Prozent aller Hunde übergewichtig sind.


Der bekannte Mechanismus der Projektion der eigenen Wünsche und Einstellungen auf den Sozialpartner Hund treibt seltsame Blüten. Man wird in Wien schon gemobbt, wenn der eigene Hund ein Halsband trägt anstatt des blöden, weil belastenderen Dauerbrustgeschirrs. Man zeigt, welch großer Hundefreund man doch ist (und wie hundeunfreundlich die anderen sind). Es geht um Selbstdarstellung auf Kosten des Hundes. Diese quälerische Sanft-und-lieb-Eskalation wird von manchen TierärztInnen und HundeflüsterInnen aus Eigeninteresse oder aus bloßer Gschaftlhuberei nach Kräften gefördert. Dabei ist es ganz einfach, einem Hund ein guter Partner zu sein. Dazu gehören wechselseitige Aufmerksamkeit vom Welpenalter an, gute Erziehung durch liebevolle Konsequenz, genügend Zeit, Bewegung und eine gesunde Ernährung.


Bereits in den späten 1950er-Jahren zeigte etwa Dan Freedman, dass Hunde, die nur immer freundlich behandelt werden und ohne Grenzen aufwachsen, als Erwachsene Schwierigkeiten mit ihrer Impulskontrolle haben, weil – wie man heute weiß – ihre Gehirnentwicklung durch diese Art der sozialen Vernachlässigung leidet. Ähnliches gilt ja auch für Kinder. Dass meine Suada etwas nützen wird, glaube ich kaum, denn die (überwiegend) jungen Damen in den Foren werden es wahrscheinlich besser wissen. Arme Hunde (und Kinder)!


 

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Petra Gunther

 

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